Ab sofort gibt es für Produkte tierischen Ursprungs ein (zweistufiges) Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes. Die Gefahr: Das wars – alles passt, das Gewissen ist beruhigt. Die Chance: Der Zug in die richtige Richtung nimmt (weiter) Fahrt auf. Die Dinge sind (endgültig) ins Rutschen gekommen und die Industrie wird den Pendel keinesfalls mehr weiter auf ihre Seite schwingen können. Ich sehe die Chance. Wenn auch noch sehr, sehr viel Wegstrecke voraus liegt.

Wie viel, zeigt das Verhalten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, respektive der ihr vorstehenden Ministerin Ilse Aigner. Unter dem Motto „Zeichen für ein besseres Leben – das zweistufige Tierschutzlabel“ ist sie beim heutigen Pressegespräch zur Präsentation in Berlin dabei. Das Ministerium unterstützt die Einführung des Labels nämlich ausdrücklich.

Innehalten bitte.

Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sagt: “Ein solches Label sei unter bestimmten Bedingungen ein geeignetes Instrument, um die Bedingungen in der Tierhaltung zu verbessern.” Und: “Ein mehrstufiges Label, ähnlich dem Sternesystem der Hotelklassifizierung, schaffe Anreize für beständige Verbesserungen einer tiergerechten Haltung.”

Dieses merkwürdige Spiel über Bande verstehe ich nicht. Daher meine Kindergartenfrage: Warum startet die Ministerin nicht einfach den gesetzgeberischen Prozess zur Schaffung von Rahmenbedingungen, die die 2. Stufe des Labels (= Premiumstufe) zum deutschlandweiten Haltungsstandard macht? Wäre das nicht ein wahrhaftes „Zeichen für ein besseres Leben”? Dann müssten mühsame Figuren wie Adriaan Straathof, der als niederländischer Investor in Ostdeutschland gerade Agrarfabriken monströsen Ausmaßes zur industriellen Schweinequälhaltung errichtet, sofort einpacken. Ein Bericht über Straathof findet sich derzeit noch in der WDR-Mediathek. Statt gesetzliche Fakten zu beschließen, freut man sich über ein Label, das “Anreize für beständige Verbesserungen einer tiergerechten Haltung” schafft. So schaut es aus, wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt.

Vor der Ingolstädter Haustüre empfehle ich für den 17.01.2013 um 19.30 Uhr in der Aula des Christoph-Scheiner-Gymnasiums Ingolstadt den Vortrag “Wie behandeln wir unsere Tiere?” von Tierarzt und Mitglied im Vorstand von Slow Food Deutschland Dr. Rupert Ebner. Der Donaukurier dazu: “Ebner geht … der Frage nach, wie man das Bewusstsein der Menschen für Tiere schärfen kann. Sie lieben und verhätscheln Haustiere und lassen „Nutztiere“ in Fleischfabriken wie gefühllose Automaten vegetieren.” Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

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