1999 eröffnete in Nürnberg die erste L’Osteria. Meine Premiere mit der Lokalität hatte ich 2006 in Regensburg. Da waren es schon – oder noch – drei Filialen. Der Besuch blieb in positiver Erinnerung – die Pizza war großartig! Vergangener Freitag (18.11.16) in Ingolstadt: Der zwischenzeitlich 67. Ableger öffnete im einstigen Möbelhauses Holdt am Viktualienmarkt erstmals die Tür für seine Gäste.
Spiritus Rector der (äußerst) erfolgreichen Unternehmung – Friedemann Findeis – stand beim Pressegespräch am Donnerstag sehr engagiert Rede und Antwort. Durchaus überrascht musste ich dabei zur Kenntnis nehmen, dass die (professionell) schreibenden Kollegen an der eigentlichen Kernfrage „Wer kocht was von wem woraus?“ wenig Interesse fanden. Ich erlaubte mir die Lücke zu schließen 😉
Zur positiven Waagschale: Viel Personal, gerade auch in der (offen einsehbaren) Küche. Das Essen wird handwerklich und frisch zubereitet. Convenience-Produkte sind nur rudimentär erkennbar. Geschmacksverstärker habe ich noch gar keine entdeckt. Alle Nudeln kommen seit 2015 aus der eigenen Manufaktur in Nürnberg. Der Pizzateig entsteht vor Ort. Die Pizza im Steinofen. Tegernseer Hell vom Fass. Sehr schön: Alle Restaurants besorgen das gesamte Brot immer lokal vor Ort. Die Ingolstädter Filiale hat diese Chance vorbildlich genutzt – ihr Lieferant ist die Bäckerei Erhard!
Zur negativen Waagschale: Das Wasser kommt von Nestlé (hier in Form von San Pellegrino). Als Grund wird vor allem das Flaschendesign genannt… Als wenn es (nur) das wäre (arrrgh) – werfe man einfach einen Blick auf die feinen Gastroflaschen der Ingolstädter Jesuiten-Quelle. Herkunft und Lieferanten für Gemüse, Geflügel, Wurst, Milchprodukte, etc. verlieren sich in den unendlichen Weiten zwischen Zentraleinkauf und Großhandel. Biozutaten fehlen vollständig.
Optisch gleicht keines der Restaurants dem anderen. Alle haben ihre eigene, ansehnliche Note (siehe hier). Und auch das Ingolstädter ist gelungen. Überhaupt ist es erfreulich, dass die nord-westliche Ecke des Viktualienmarkts, nach vielen grauen Jahren der Brache durch die Komplettrenovierung des gleich ganzen Hauses, wieder aufgewertet wird. Im Sommer kommen noch 80 Außenplätzen hinzu.
Aushängeschild der L’Osteria ist die Pizza. Ihr Anspruch: Die Beste der Stadt zu sein. Während des Pressegesprächs wurde meine – ob der angeregten Diskussion – leider kalt. Das was ich aber probieren konnte, war sehr gut!
Am Freitagabend hatte dann die ganze Familie Pizza. Herrlich! Vor allem beim Teig (mehr als die halbe Miete der Disziplin) ist sie ganz weit vorne. Wenn man Hunger hat, ist die Größe beruhigend. Ist man aber kein Schnellesser, gibt es mindestens im letzten Viertel Temperaturprobleme. Taktiktipp: Zusammen die erste Pizza mit jemandem teilen und beim Futtern die zweite, wiederum zum Teilen, ordern.
Die (zu) laute Musik – auch wenn das Konzept ist – nervt. Eine Unterhaltung über zwei Stühle hinweg ist faktisch ausgeschlossen. Was meinen die anderen Gäste? Und wenn wir schon bei Würdigungen sind – ist es die beste Pizza der Stadt?
L’Osteria Ingolstadt, Franziskanerstraße 7, 85049 Ingolstadt, Tel: 0841/98161085. Öffnungszeiten: Mo bis Sa 11-24 Uhr. So/Feiertage 12-24 Uhr. Chef im Haus ist Restaurantleiter Sascha Schumacher.
Ich wünsche einen guten Start!
Nachtrag: Habe ich ganz vergessen! In Eichstätt ist Slow Food Ingolstadt auf der Suche nach der besten Pizza der Stadt schon einmal tiefer eingestiegen – siehe hier.
Danke für den kritischen Beitrag! Werde mir das Restaurant auch mal ansehen wenn ich in Nürnberg bin, mal sehen ob mich die Musik auch so stört…
LG
Hm, der Geschmack ist immer so eine Sache. Wir haben in Ingolstadt weitaus bessere Pizzerien wo ich auch weiß woher die Zutaten kommen. An Großküchen habe ich weniger Interesse. Hier zählt doch mehr die Mentalität „Geiz is geil“ oder Friss bis Du nicht mehr kannst. Ich für meinen Teil mag unsere kleinen Pizzerien mehr, aber das muss jeder selber entscheiden.
Die Musik ist in allen Filialen zu laut, schrecklich. Man will die Leute nur für den Konsum und nicht für eine Unterhaltung da haben. Schlimmes Konzept. Der Bauernfänger ist die Grösse der Pizza, der Rest ist maximal durchschnittlich .
Ich habe die Musik bei meinem ersten Besuch auch als wesentlich zu laut empfunden. Sehr unangenehm war auch die Kälte im Eingangsbereich, wann immer jemand rein oder raus ging. Nicht so gemütlich, wenn man sich dort wieder die Winterjacke anziehen muss. Das Problem ist den Betreibern bekannt, Abhilfe gibt’s noch keine. Die Pasta mit Salbeisauce war gut, nicht sehr gut. Zwei Portionen wurden bestellt, eine vergessen. Als Wiedergutmachung gab’s deshalb zwei Tiramisu und zwei Espressi obendrein. Der Preis war angemessen. Die Kellner waren freundlich, insgesamt empfand ich die Lokalität sehr wuselig. Das ist zum einen durchaus reizvoll, zum anderen touch too much. Für einen gemütlichen Abend mit der Möglichkeit, sich unterhalten zu können, würde ich nicht hingehen. Für einen Absacker – bisschen was schnabulieren, bisschen was trinken – schon.