Dieser Tage ging auf dem Paradeplatz in Ingolstadt der “Original Hamburger Fischmarkt auf Reisen” vor Anker. Der sehr geschätzte Kabarettist Frank-Markus Barwasser könnte dazu passend seinen Dr. Göbel sagen lassen: “Na ja nuuun …”

Ich bin mal quer darüber gegangen. Unter der sehr profunden “Überschrift”

wurde ich bei “Käse Tommi” Zeuge folgenden Schauspiels: Ein – sagen wir sehr dynamischer – Verkäufer stellte vor beachtlicher Zuschauermenge leere Körbchen vor sich hin. Diese befüllte er im Fortgang unter immer gleicher Dramaturgie mit sieben verschiedenen Produkten – die immer wieder genannte Endstation 10 EUR fest vor Augen und Ohren. Die Produkte gab er als Käse aus. Aus Frankreich. Die Zuschauer wurden über Mikrofon mit einer Vielzahl weiterer Informationen beglückt. Die Kühe wären vor Tagen noch auf der saftigen Weide gestanden (es war kein Frischkäse dabei …), beim Käseeinkauf ginge nichts über Vertrauen und Qualität, entscheidend sei eine lange Haltbarkeit (mehrmals fiel hierzu das Jahr 2012 …), etc.

Am zweitlängsten verweilte er bei der Dreingabe eines Comté. Immerhin und überraschender Lichtblick der Veranstaltung, ist das ein Käse mit dem AOC-Siegel (Appellation d’Origine Contrôlée), der u. a. Herkunft, Herstellung, Futtermittel und Reifezeit festlegt. Am längsten hielt er sich dann aber mit einem Brie auf. Im alleinigen Mittelpunkt stand dessen Gewicht – nämlich 1/2 kg. Waren die Körbchen voll, zückten die “Schnäppchenjäger” sehr willig ihren Zehneuroschein …

Warum erzähle ich das alles? Weil das ein schönes Lehrbuchbeispiel für ein Einkaufsverhalten ist, dass sich ausschließlich an Menge (viel!) und Preis (billig!) orientiert. 7 als hochwertige Käse angepriesene Produkte für 10 EUR. Der Kunde darf hier alles erwarten – nur eben keine Qualität!  Perfide war der sich auch an Bord befindliche Comté. In dessen Windschatten sechs Industrieprodukte … Deshalb haben wir – wohin man schaut – Discounter. Und dahinter fette Lebensmittelfabriken.

Ein anderer Klassiker: Das Schnitzel auf einem Berg Pommes, das über den Tellerrand lappt. Natürlich zu einem Spottpreis … Was ist mit diesem Schnitzel, was mit diesen “Käsesortimenten” gemacht worden, oder vielleicht sogar noch besser, nicht gemacht worden, damit sie so billig sind? Das ist die Schlüsselfrage. Sie sollte mehr gestellt werden.

Vielleicht 50 m weiter in der Fußgängerzone (Ludwigstraße) die gleiche Schublade. Viel (so viel, dass es gar nicht mehr um das Wollen, sondern um das Können geht!) und billig (6,80 EUR für theoretisch 3,5 Stunden lang essen):

Ich will keinen Zeigefinger heben. Ich will zum Nachdenken anregen. Das beugt Selbstbetrug vor … Und weil natürlich auch ich hin und wieder bestimmten Mechanismen auf den Leim gehe, ist das hier auch ein persönliches “Sicherheitstraining”.

Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, in den nächsten Monaten in extra prima good über Käseeinkauf in Ingolstadt und der Region zu schreiben. Käse ist etwas Fantastisches! Einen Link dazu gibt es schon heute: Hier

3 Kommentare

  1. Also ich finde deinen Blog nicht ganz richtig, worüber wird hier gesprochen?
    Ich selber habe mir schon irgend wann mal dieses preiswerte Käsesortiment für 10 €
    gekauft und war sicherlich nicht enttäuscht!
    Ich sage mal das an diesem Sortiment alles stimmt und der Preis mehr als ok ist..
    ich stimme dir zu das oft bei masse die Qualität auf der strecke bleibt, aber bei diesem Käsesortoment (KORB) stimmte alles!
    Und wenn jemand kein Geld sparen möchte muss er es nicht nehmen, ich wurde nicht gezwungen sondern war Überzeugt und zufrieden mit dem was ich alles bekommen
    habe!
    Lg.plug in

  2. Hi Michael,
    Ich lese Deinen Blog gerne und freue mich schon angepriesene Sachen in IN auszuprobieren . Als nicht Alkoholtrinker und Vegetarier ist das genießen manchmal nicht so leicht. Wobei ich -schwuppdiwupp – auch schon bei der Sache wäre. Es geht mir persönlich nicht nur um Qualität versus Quantität, sondern auch um die Ethik der Essmittel (ist kein Wort, mit fällt’s aber gerade nicht ein; Futter ist nur für Tiere). Wie die Tiere gehalten und geschlachtet wurden. Oder bei Kühen und Hühners, die Haltung halt. Ich habe 4 Hühner hier bei mir im Garten rumlaufen, und die Eier sind superlecker. Bald stelle ich noch einen Bienenstock dazu, schön langsam werden wir ‘Öko’, im ganz kleinen. Carry on with the blog, excellent reading and thinking material!

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