Vor einigen Jahren sah ich im Bayerischen Rundfunk in der vortrefflichen Reihe „Unter unserem Himmel“ die schöne Folge „Der Solnhofer – Eine Welt in Stein“. Ich schlage vor ➜ ansehen. Darin spielt auch die Gaststätte Schnorgackl eine Rolle. Ich war fasziniert davon, dass es in der Einöde auf dem Maxberg, zwischen Steinbrüchen, auf einem Betriebsgelände dazu, die öffentliche Möglichkeit zur Restauration gibt. „Öffentliche Wirtschaft“ ist dann auch auf einer Tafel nachdrücklich angezeigt – es wird nicht wenige gegeben haben, die sich vor diesem Fingerzeig nicht hineintrauten. Und das wäre schade, liegt die Gaststätte doch direkt am Altmühltal Panoramaweg, zwischen Solnhofen und Mörnsheim, Mittelfranken und Oberbayern. Vergangenen Freitag war ich endlich einmal dort.

Die Speisekarte ist sehr üppig … Es gibt Suppen, Salate, Wild-, Fisch- und viele Fleischgerichte. Eine Kinderkarte und eine Eiskarte. Die Getränkekarte listet unter anderem elf(!) verschiedene Maß Bier auf. In einer solchen Konstellation habe ich gelernt, (m)eine Lösung in der Brotzeitkarte zu suchen. Die gibt es nämlich auch. Strammer Max, Bratwürste, Wurstsalat, Bratensülze (auch mit Bratkartoffeln), Leberkäse mit Ei, Presssack und verschieden belegte Brote signalisierten mir, dass hier die Vesper Wertschätzung genießt. Ich bestellte – Saure Zipfel. Und die waren köstlich! Die Bratwürste dafür (es gibt sie auch im Wettelsheimer Keller) kommen von der Treuchtlinger Metzgerei Geißelmeier. Sie ziehen im feinsauren Zwiebelsud mit Wacholderbeeren, Lorbeerblättern und Schnittlauch. Dazu ein frisches Bauernbrot.
Die Steinbrecher-Wirtschaft wird von Rita Hammel geführt. Bei ihr laufen seit fast 25 Jahren alle Fäden zusammen. Man muss das mal kurz in Ruhe reflektieren: Die Küche macht sie alleine. Es gibt keinen Ruhetag, geöffnet ist täglich von 11 bis mindestens 22 Uhr. Letztes Jahr soll sie sich den ersten Urlaub gegönnt haben. Fünf Tage Spanien. Viele der Gäste sind Arbeiter, Hackstockmeister aus den Steinbrüchen. Eine Männerwelt. Durchaus speziell – sie haben sich vor der Schänke eine Eigenlobmaschine gebaut … Und allesamt vereint sie im Schnorgackl stetig eines – ordentlich Hunger und Durst. Wie hält man da die Stellung? Gestandene Frauen werden schnell mal proklamiert. Hier steht eine. Mit der notwendig richtigen Mischung aus Fleiß, Menschenkenntnis, Selbstbewusstsein und Humor. Angesprochen auf die Zukunft kündigte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, weitere 20 Jahre an. Dann wäre sie 84.

Der Mecochirus longimanatus ist ein fossiler Langarmkrebs aus der Zeit des Oberjura. Dessen 150 Millionen Jahre alten Versteinerungen finden sich im Solnhofener Plattenkalk. Eine Besonderheit dieses Fossils ist, dass es zusammen mit seiner von ihm verursachten Fährte (Fluchtspur) gefunden werden kann. Diese erscheint oft unregelmäßig. Der örtliche Volksmund machte daraus den … Schnorgackl. Fabelhaft!
Ein Besuch profan mit den Auto – von Tür zu Tür – erschien mir (wie so oft) unpassend. Einer solchen Stätte wollte ich mich topographisch annähern. Vom Ingolstädter Nordbahnhof ging es deshalb gemütlich über sieben Haltestellen in 35 Minuten nach Solnhofen. Dort angekommen, spazierte ich geradewegs über den Mühlweg bergauf in den Wald und darin durchgehend in einem groben Halbkreis zum Ziel. Das Ganze benötigt eine gute halbe Stunde. Über Esslingen zurück ins Tal kann man entlang der Felsgruppe „Zwölf Apostel“ nach Solnhofen wandern.
➜ Gaststätte Schnorgackl|Maxberg 2, 91804 Mörnsheim|Tel_0160-99579438|Öffnungszeiten: Mo-So von 11-22 Uhr|keine Website, keine Kartenzahlung


















