Was ich will, ist ganz einfach zu beschreiben. Es in unseren Tagen zu bekommen, recht schwierig. Das ist eigentlich unglaublich. Ich beginne mit dem Wunsch:

Herzlich willkommen möchte ich mich fühlen. Sitzen, in einer einfachen, sauberen Umgebung. Unbedingt geckenfrei. Die Speisekarte ist nur (jawohl!) eine Tageskarte. Alles wird in der Küche selbst und frisch zubereitet. Die Zutaten stammen aus der unmittelbaren Region. Es gibt nur, was Saison hat. Beim Essen will ich nicht bespaßt, überrascht oder gar herausgefordert werden. Ich vollende die Ausgangsposition mit dem nicht unwesentlichen Begehren, dass es gut schmecken soll.

Das kommt Euch bekannt vor? Haltet noch einmal inne. Ihr wollt das wirklich genau so? Noch einmal nachlesen! Und? Warum macht ihr dann so viele schlechte Kompromisse? Also gut – meinen hochverehrten Lesern heute ein sogenannter Geheimtipp: Gasthof Bauer in Rieshofen!

Rieshofen im Altmühltal hat 1992 beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ (Insider: Dieter Wieland – Freunde haben jetzt kurz gezuckt) auf Landesebene die Goldmedaille und im Bundeswettbewerb die Bronzemedaille gewonnen. Das Dorf mit seinen gut 150 Einwohnern liegt unmittelbar am Altmühltalradweg. Mit dem Boot (Altmühl – Stichwort Bootwandern) kommend, gibt es gleich zwei Anlegestellen. Eine an der Wasserburg (mächtiger 18 m hoher Bergfried mit noch größerer Eiche) und eine weitere einige Paddelschläge stromabwärts, fast schon am Wirtshaus.

Renate und Johann Bauer sind hier sehr freundlich zu Gästen. Nur dienstags nicht – da ist Ruhetag. Die beiden zeichnen sich seit der Übernahme von Johanns Vater im Jahre 1986 für das Wirtshaus verantwortlich.

Die Küche werkelt mittags und abends. Das Wirtshaus hat von 10 bis 20 Uhr (nach Bedarf länger) geöffnet. Sehr gerne haben es die Bauers, wenn man sich ankündigt. Dabei kann man, mit etwas zeitlichem Vorlauf versteht sich, sogar Essenswünsche anmelden. Nur Mut: Tel. 08426/266. Die Website ist hingegen mit Vorsicht zu genießen. Irgendwo steht Stand Nov. 2001 … die beschriebenen Ferienwohnungen gibt es schon nicht mehr.

Beim letzten Besuch des padrone mit Familie am 15.07.2012 gab es auf der Tageskarte z.B. Wildblüten- und Griesnockerlsuppe (erstere mit frisch gepflückten Blumen und Kräutern von den umliegenden Wiesen) außerdem Forelle aus dem benachbarten Regelmannbrunn (Familie Lang).

Ferner Rindsroulade mit selbstgemachten Spätzle oder gefüllte Schweinsbrust mit ebenfalls selbstgemachten Knödeln. Dazu taufrische Salate und Gemüse aus dem eigenen Garten.

Zum Nachtisch: Hausgemachter Kirsch- und Pflaumenkuchen.

Die Bauers haben eine eigene Landwirtschaft. Dazu gehören und finden im Wirtshaus Verwendung: Milchvieh und Kälber (hausgemachter Feta und Mozzarella mit hofeigener Milch) sowie Schweine und Hühner. Im besonderen Erdkeller lagern die eigenen Kartoffeln. Zur Brotzeit und im Glas zum Mitnehmen gibt es: Sülze, Presssack, Leber-, Speck-, Brat- und Schinkenwurst sowie Schweinsbraten. Ebenfalls im Angebot Schinken und Eier. Aus der Räucherkammer (selbstredend kein Flüssigrauch) gibt es Rauchfleisch und Würste. Gekocht wird mit dem Holzherd. Und auch das Brot ist hausgebacken! Wer macht die Marmeladen und Essige? Frau Bauer natürlich. Zum Schlachten bringt Herr Bauer persönlich seine Tiere am Vortag nach Eichstätt. Die Zuschnitte und das Wursten übernimmt für ihn Metzger Rudolf Breitenhuber aus Pollenfeld.

Geschmacksverstärker sucht man vergebens. Sucht man die eigentlich? Jedenfalls wird man erfreulicherweise nicht fündig.

Das Löwenbräu aus dem fernen München (und wenn schon Landeshauptstadt, dann gäbe es da doch Augustiner …) will zur Regionalität nicht so ganz passen. Beständigkeit ist aber auch ein Wert! Augenscheinlich geht das aus einer hinter der Schank hängenden Urkunde der Brauerei hervor – für 80 Jahre Treue. Seit 1931 werden die Bauers von Löwenbräu beliefert.

Vier Kinder gibt es in der Familie. Und mit Kindern kennen sich die Bauers wirklich aus. Sie begegnen nämlich ihren jungen Gästen mit dem größten Respekt, den ein Gastwirt dazu an den Tag legen kann: Schaut Euch einfach mal die Kinderkarte an:

Hut ab! So geht das!!! Und an der Theke gibt es Malsachen (steht auch in der Karte).

Man sitzt entweder in der einfachen Stube des 1812 erbauten ehemaligen Brau- und Schnapsbrennerhauses oder im kleinen Biergarten dahinter.

Ein gutes Fleckchen Erde, das sehr viel Arbeit macht und deshalb, ich komme auf unsere Tage zurück, nur noch selten zu finden ist. So, jetzt kennt ihr es auch. Geht bitte achtsam damit um. Natürlich musste mir Herr Bauer vor Veröffentlichung dieses Tipps hier versprechen, für des padrones Familie immer ein Plätzchen freizuhalten, notfalls freizumachen – was glaubt ihr denn 😉 !

Man kann die Sache slow angehen. Von 27.08. bis einschließlich 22.09.2012 machen die Bauers Urlaub. Wohlverdienten.

Gasthof Bauer
Rieshofen, Dorfstraße 15
85137 Walting
Tel. 08426/266

Nachtrag (04.09.2012): Die Website ist wieder taufrisch!

10 Kommentare

  1. Author

    Hallo Herr Zeitler. Bitte wenden Sie sich für Reservierungen direkt an die Bauers: http://www.gasthof-bauer-rieshofen.de
    Allerdings ist das Wirtshaus LEIDER seit Ende 2019 – “bis auf weiteres” – geschlossen. Ich gebe die Hoffung aber nicht auf, dort wieder einkehren zu können!

  2. Hallo und einen guten Tag,
    ich fand in der Illustration Servus einen Artikel zum Heiligen Braten. Klingt alles sehr gut und m an meint den Duft des Gänsebratens aus dem Foto heraus zu riechen.
    Weiter unten stehr der Hinweis. (Die Gans unbedingt vorbestellen!).
    Ist das 2021 noch möglich und wann ?
    Vielen Dank für eine Antwort, alles Gute und viele Grüße aus Färth
    Peter Zeitler

  3. Author

    @ Helga. Ich hoffe Sie haben mit den Wirtsleuten darüber gesprochen?! So wie ich es lese, haben Sie – mit Hunger – (nur) einen Salatteller gegessen? Die Lende dürfte vom Rind gewesen sein. Also dann zur Zeit vom Roten Höhenvieh (Weidehaltung). Die Rasse ist Passagier in der Arche des Geschmacks von Slow Food. Haben Sie das bei der “Preiswertigkeit” berücksichtigt?

  4. Hallo, wir sind in Rieshofen bei einer Radtour kurz eingekehrt und wollten mittags nur eine Kleinigkeit essen. Bei Durchsicht der Speisekarte wurde uns klar, dass dies zu moderaten Preisen nicht möglich wäre. Ich habe mir einen Salatteller mit Lendenstreifen bestellt.
    Der Salatteller war die reinste Frechheit. 5 Streifen Fleisch in Größe eines kleinen Damenfingers, die Menge des Salates war die eines Beilagensalates in anderen Gaststätten. Satt wurde ich nicht und das für 12 Euro!!!!
    Wir radeln gern durch`s Altmühltal, aber diese Gaststätte sieht uns nicht mehr.

  5. Liebe Familie Bauer,
    Vielen Dank für das Geschmackserlebnis einer Küche die man wirklich hierzulande lange suchen muss. Keine Sauce aus der Packung oder Kartoffel aus dem Kübel— echte bodenständige Küche mit phänomenalem Geschmack — ohne zu übertreiben — sensationell.
    Der Biergarten mit uriger Gemütlichkeit — der Wirt freundlich und immer zu einem persönlichen Gespräch bereit— so wie man sich das wünscht— aber nur ganz selten findet— ein Kleinod und ein wirklicher Geheimtipp— wir kommen wieder, das ist ganz sicher.

  6. wir fahren seit 1991 fast jedes Jahr ins Altmühltal. Bei all unseren Touren, sind wir jedes mal zur Fam. Bauer gefahren. Die Fam. ist sehr freundlich, und hat immer auch Zeit für ein pers. Gespräch. Wir denken sehr oft an Fam. Bauer, wo unser Enkel das erste mal mit auf den Traktor durfte. Speisen und Getränke waren immer hervorragend. Ich denke mal, man sieht sich auch 2019 in Rieshofen.

  7. Waren letzten Sonntag auch dort beim Essen mit unserer Kleinen. Essen war sehr gut. Danke für den Tipp. Ich hatte den Rinderrahmbraten mit Spätzle und meine Frau den Fisch im kleinen Reindl. dazu je ein Salat mit frischen Zutaten. Zuvor gab’s eine Eierfädle Suppe – unglaublich wie geschmackvoll so eine einfache Suppe sein kann. Getränke 0.5l!, Daran kennt man echte Wirtschaften. Am Besten fand ich die ursprüngliche Gaststube mit Kachelofen, Kreuz im eck und den Ausschank mit Brauerei Leuchte, dazu noch der 70er Kinderstuhl. Zum Wohlfühlen, da ist man wieder Kind in Bayern. Der Biergarten sieht auch gemütlich aus, konnten wir leider aufgrund des Wetters nicht testen.

  8. Hallo zusammen,
    Wir (zwei Paare, alle Motorradfahrer) waren vom 05.05. – 07.05.2016 im Kurzurlaub im Altmühltal. Da in unserer Unterkunft in Walting beim Service im Restaurant “noch Potenzial nach oben” war, haben wir uns kurz entschlossen zum Gasthof Bauer nach Rieshofen zu laufen. (2 km) Wir können nur sagen, jeder Meter hat sich mehr als gelohnt!
    Super freundlicher Empfang, obwohl es schon fast 20:00h war.
    Das Essen war nicht nur gut, es war fantastisch. (ohne Übertreibung)
    Man schmeckte bei allen Gerichten die Frische und die Liebe bei der Zubereitung.
    Das KONZEPT, das dahintersteckt ist sensationell.
    Als “Sahnehäubchen” ersparte uns der Wirt den Rückweg, in dem sein Sohn uns für ein kleines Trinkgeld in unser Quartier zurück fuhr…
    WIR KOMMEN WIEDER

  9. Author

    Es ist ein “sogenannter” Geheimtipp… dürfte nicht so vielen bekannt sein.
    Die “Arche des Geschmacks” von Slow Food
    basiert z.B. auch auf dem Gedanken “Essen was man schützen will”…!
    Und wenn es zutrifft – freut Euch einfach, dass Ihr diesen Platz jetzt auch kennt.

  10. Wenn das Geschriebene und Erlebte so zutrifft, ist das mehr als ein Geheimtipp!
    Aber warum muss man “Geheimtipps” öffentlich im Netz verbreiten?
    Wir werden das auf jeden Fall am kommenden Freitag überprüfen, dann mehr hier!

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