Die schwerste Strafe, die der deutsche Rechtsstaat kennt, ist der Entzug der persönlichen Freiheit – die Haftstrafe (ohne Bewährung). Das geschieht in Justizvollzugsanstalten. In Bayern gibt es davon immerhin 37 Stück (verschiedener Schwerpunkte) mit insgesamt 12.034 Haftplätzen. Info und Statistik dazu hier. Über brauchbare und schöne Haftsachen für jedermann, habe ich bereits berichtet.

Als Rechtsanwalt in Ingolstadt, der seinen erwachsenen männlichen Mandanten in Untersuchungshaft besuchen möchte, darf man längere Wege nicht scheuen. Werden diese doch sehr häufig in der über 80 km entfernten JVA Augsburg-Gablingen untergebracht. Früher kam dafür in der Regel die JVA Neuburg a. d. Donau zum Zug. Auch nach über 20 Jahren Strafverteidigung hat es für mich immer noch eine besondere Note, zwischen den diametralen Aggregatszuständen der physischen Freiheit einfach hin und herzuwechseln …

Letzten Donnerstag – nach einem Besuch hinter den hohen Mauern – wurde mir gewahr, dass der Sommer sehr bald vorbei sein wird. Also, noch einmal in einen Biergarten? Die Fahrt von Gablingen zurück nach Ingolstadt bietet dafür feine Gelegenheiten. Schloss Blumenthal zum Beispiel. Ich entschied mich dann jedoch für einen persönlichen Klassiker – den Landhausbräu Koller.

In der Annäherung findet sich ein braun-weißes Schild (offiziell “Touristische Unterrichtungstafel”), das von der nahe gelegenen Wallfahrtskirche Maria Birnbaum kündet. Erstmals nahm ich mir die Freiheit zu dem kleinen Umweg. Der Bau trägt orthodoxe Züge. Zentrales Altarmotiv ist die Kreuzabnahme Jesu. Eine Darstellung, der man eher selten begegnet. Gefallen hat mit auch die Figur des heiligen Antonius von Padua. Er starb 1231. Bei der Recherche entdeckte ich diese von ihm stammenden Zeilen: „Unsere Zeit ist durch das hohle Wissen ihrer Leser und Zuhörer so weit gekommen, dass sie des Lesens überdrüssig wird und nur ungern zuhört, wenn sie nicht gewählte, wohlüberlegte und modern klingende Worte liest oder hört.”

Es folgte – Dank der gebotenen Freiheit eines goldenen Oktobers – das wohl letzte Abendessen in diesem Jahr unter freiem Himmel.

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