Letzte Woche. Ich bin im Theater. Auf dem Programm (Late Night im Theaterzelt) steht: “So oder so. Hilde-Knef-Songs mit Victoria Voss und Benedikt Streicher”. Es fehlt der nicht unwichtige Zusatz: Victoria Voss als Hildegard Knef. Ich stelle mir plötzlich vor, sie selbst wäre leibhaftig da, nimmt Platz neben mir. Die Vorstellung beginnt. “Die Knef” – sie schaut und lauscht … beginnt zu staunen … sie lacht und … weint. Ist hin und weg! Ich bin mir sicher – genau so wäre es gewesen … Theater. Das kann nur das Theater. Ohne Netz und doppelten Boden. Kein Schnitt. Echtes Leben. Präsenz. Drama. Pur. Jetzt und hier.

Diesen Bedingungen muss man freilich gewachsen sein. Victoria Voss traut sich – und ist es! Sie bringt auf der Bühne eine Energie zur Entladung, der man unmöglich auskommt. Sie berührt zart, aber auch mit Wucht. “Nicht Verstellung ist die Aufgabe des Schauspielers, sondern Enthüllung” (Rede über den Schauspieler|Max Reinhardt|1928). Auch das gelingt Victoria Voss mit Bravour. Gibt es in Ingolstädter Theaterkreisen eigentlich schon den Ausdruck “victorianisch”?

Lob an die Maske. Ebenfalls klasse – Benedikt Streicher am Klavier.

➜ Die Bayerischen Theatertage 2024 sind zu Gast in Ingolstadt. Seit 29. Mai. Noch bis 16. Juni. ➜ Spielplan

2 Kommentare

  1. Deine Zeilen machen sehr lebendig klar, was Theater kann und was im Theater erleben kann. Ich wünschte manchmal, dass sich mehr Leute einfach trauen, über die vermeintliche Hemmschwelle zu hüpfen. Theater ist kein Freizeitvergnügen für elitäres Gesindel. Theater kann beeindrucken, beglücken, Spaß machen und auch empören. Aber fad ist es so gut wie nie. Selbst bei langweiligen Inszenierungen kann man noch die Schauspieler aus der Nähe bei ihrer Arbeit beobachten.

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