Lob an den Donau Kurier. Dem Thema Essen und Trinken wird darin – so mein Gefühl – zunehmend Raum gegeben. So gab es z. B. die letzten Wochen eine schöne Serie (neunteilig) über Bier in der Region. Und am letzten Dienstag (26.06.12) auf Seite 9 das Interview mit Patrik Stäbler, einem Münchner, der drei Monate per Anhalter durch Deutschland reiste um regionale Spezialitäten zu testen. Zitat daraus: „Richtig grauenhaft war es eigentlich nur, als ich zu McDonalds gehen musste. Da war ich in Stendal und alles andere hatte schon zu. Davon hatte ich am nächsten Tag noch Bauchweh.“ Ich habe mir den ausgezeichneten Blog von Stäbler, der die Reise kurzweilig erfahrbar macht, angesehen: Dringendste Empfehlung!

Heute blättere ich erneut im Donau Kurier und erfreue mich auf Seite 19 am Artikel „Ärger im Parkerparadies“ von Redakteur Christian Silvester. Er beklagt darin den Kult ums Auto, die fehlende Wertschätzung des öffentlichen Nahverkehrs, die Degradierung Ingolstädter Schokoladenseiten zu Parkplätzen und beschreibt das Paradox massenhaften Parkplatzsuchverkehrs bei gleichzeitig weit ausreichendem (und im Vergleich zu umliegenden Großstädten sogar sehr preiswertem) Angebot in Parkhäusern und Tiefgaragen. Recht hat er. Daher meine Freude.

Ingolstadt und das Auto. Auch wenn wir zweifelsohne mit das Beste der Welt bauen – und ich sage wir, weil auch ich in den Schul- und Semesterferien bei Audi mit Stolz gearbeitet habe – ist der hier besonders praktizierte Kult darum mühsam. Durch das Kreuztor dürfen gemäß der Beschilderung ab 20 Uhr nur noch Anwohner fahren … das ist der Verkehrswitz der Stadt! Dicht gefolgt vom Umstand, dass die Hohe-Schul-Straße seit genau einem Jahr eigentlich Fußgängerzone ist. Beim aktuellen Umbau des Schulzentrums Südwest wird nach Presseberichten der dortige Schulgarten(!) einem – die Ahnung trügt leider nicht – Parkplatz(!!!) weichen müssen. Und gestern stand – wieder im Donau Kurier – irgendetwas von einer verkehrstechnisch notwendigen zu schlagenden Schneise in die alte Brauereiallee von Ahornbäumen in Oberhaunstadt.

Ich bekomme vom Auto die Kurve zum eigentlichen Bloganker Essen zurück. Mit einem leider genialen Übergang. Der ethanolhaltige Kraftstoff E10 kommt nach einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Bioethanolwirtschaft bei zwei Drittel der Haushalte mit einem Benzin-Pkw nicht gut an. Ob E10 ökologisch Sinn macht („Tank gegen Teller“ oder „Essen im Tank“) lasse ich dabei bewusst einmal außen vor. Denn was ist der genannte Hauptgrund gegen den Sprit? Man sorgt sich, ob dieser Kraftstoff nicht dem Motor schadet. Wenn sich knapp 70% der Bevölkerung ehrlich die ungleich wichtigere Frage – schadet großindustriell produziertes uniformes Fast Food Essen meinem Körper? – stellen und beantworten würden – wir hätten in Rekordzeit eine wunderbare Agrarwende!

Wieder Donau Kurier. Auf Seite 6. Biochemiker der University of California stellten jetzt fest: Über Jahrzehnte wurden Supermarkttomaten lediglich auf perfektes Aussehen (in diesem Fall makellos rot – und Anmerkung padrone, auf gute Lager- und Transportfähigkeit) getrimmt. Dabei wurde das Gen, das für die Bildung von Geschmacksstoffen verantwortlich ist, zerstört. Jetzt werde an einer Methode gearbeitet, die Tomate gentechnisch wieder in Richtung Geschmack zu verändern. Arrrgh! Bitte selber denken und handeln und schnellstmöglich die Hoheit dafür der Industrie und dem Großhandel entziehen! Der wunderbare Gemüsebauer Erich Stekovics im Burgenland kultiviert 3.200(!) verschiedene Tomaten. Ohne Labor. Ohne Gentechnik. Es lebe die Vielfalt. Bei Form, Farbe und Geschmack!

Auf Seite 12 – ihr wisst schon wo: Es wird über ein Münchener Forschungsprojekt zur Verpflanzung von Organen vom Tier auf den Menschen berichtet. Organtransplantation. Ein sehr weites Feld. Siehe dazu hochaktuell auch die Novellierung des Transplantationsgesetzes. Der Bericht wirft für mich neue Fragen auf. Die industrielle Quälhaltung von Tieren ist eines der größten Übel unserer Zeit. Sie ist in jeder Hinsicht unhaltbar. Und jetzt stelle man sich mal diesen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen vor dem Hintergrund eventuell bald schlagender Schweineherzen in Menschen vor …! Die vegetarische Sichtweise der Dinge gewinnt damit weiter an Boden. Für mich zu Recht. Ich bin kein Vegetarier. Aber die Einschläge, selbst für mein Weltbild – wenig(er) Fleisch und wenn dann aus artgerechter Haltung, weitgehend aus der Region, handwerklich verarbeitet – kommen näher …

6 Kommentare

  1. Hallo Michael,

    erst jetzt und damit viel zu spät habe ich deinen Kommentar über das Interview im Donaukurier und meinen Blog gelesen. Dennoch wollte ich mich hiermit kurz bedanken für die netten Worte – und das Lob zurückgeben: Was ich beim Stöbern auf deiner Seite gelesen habe, finde ich spitze! Da werde ich fortan regelmäßig vorbeischauen…

    Viele Grüße nach Ingolstadt,
    Patrik

  2. Hallo Michael,

    habe mich jetzt endlich eingelesen in Deinen Blog. Schön und interessant was und wie Du schreibst. Das Thema Ingolstadt und das Auto ist aus unserer Anwohnersicht in der Altstadt – und in unserem Fall mit kleinem Kind – ein spannendes Thema dem sich meine Frau sicherlich noch widmen wird -;)…

    Viele Grüße aus der Gartengasse
    Ronnie

  3. Wenn man den Menschen glaubhaft vermitteln könnte, dass es ihrem Auto gut tut wenn sie sich gesund, regional und ethisch korrekt ernähren, dann wären wir sofort einen großen Schritt weiter. Ich kann sie förmlich vor mir sehen, die Autofanatiker, die sich mal lieber selbst an den Herd stellen und im Bioladen ein paar Euro mehr hinlegen, damit der Motor wieder schöner schnurrt 😉

  4. Ich freue mich mit dir! Gestern kam ich im Gespräch mit Ingolstädter Verwandtschaft auf den neuen Nordbahnhof. Welchen Nordbahnhof? fragte ich – ich kennte nur das neue Parkhaus am Ort des früheren Nordbahnhofs. Doch dann wurde mir klar, dass es kein ehrlicheres Bahnhofsgebäude für die Autostadt Ingolstadt hätte geben können als: ein Parkhaus für Pkw mit einem Tagescafé im Erdgeschoß. Mangelnde Authentizität kann man der Stadt wirklich nicht vorwerfen.

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