Puristischer und unmittelbarer wird es in meiner Serie zum lokalen Weineinkauf nicht werden. Jedenfalls solange uns der Klimawandel nicht Reben auf dem Scherbelberg beschert. In Neuburg(!) gibt es mit Josef Tremml ja bereits einen Winzer.
Der erste Schauplatz liegt heute zunächst in Umbrien, gute 10 km westlich der wunderschönen Stadt Orvieto. Durchaus unzugänglich liegt hier das Anwesen Santa Croce. Das Drehbuch bietet einen Traum, der in vielen Herzen lebt: Mann entdeckt 1985 auf Reisen ein ehemaliges kleines Kloster. Er verliebt sich in den Ort und kauft ihn. Macht sich die Stätte wahrlich zu Eigen, indem er sie durch eigene Hände Arbeit renoviert und restauriert. Der Fotografenberuf landet am Nagel. Der Mann – Hermann Anton Baur – wird Winzer.
Der zweite Schauplatz findet sich dann natürlich in Ingolstadt. Auf der Website des Weinguts ist zu erfahren: „Wir haben ein kleines Weinlager in Bayern und versenden unseren Wein von dort aus innerhalb Deutschlands.“ Der informierte Ingolstädter greift hingegen direkt zu!
Rosato 2012 aus 70 % Montepulciano und 30 % Sangiovese. Fruchtig, gut. Mit leichter (nicht unangenehmer) Bitternote.
2010 war ich mit meiner Familie in der südlichen Toskana. Kurzerhand machten wir einen Tagesausflug zur Tenuta Santa Croce. Baur kultiviert 4 ha Rebfläche und baut – antizyklisch zum dominierenden Weißwein in der Region – ausschließlich rote Sorten an: Sangiovese, Montepulciano und Cabernet Sauvignon (Rosso Orvietano D.O.C). Der Ausbau erfolgt in der ehemaligen Klosterkirche.
Dorato 2012 aus 100 % Sangiovese. Kirsche. Gut.
Besonders schön und löblich: Es wird unter Verzicht auf Herbizide, Pestizide und Kunstdünger ausschließlich ökologisch gearbeitet (Azienda agricola biologica). Die Lese erfolgt von Hand.
Tut mir leid Anton, aber der Rosvita 2012 (100% Cabernet Sauvignon) ist für mich das Streichergebnis Deiner ansonsten sehr feinen Kollektion. Obwohl der Rosato und der Dorato jeweils bereits 13,5 % Alkohol (für einen Rosé wirklich grenzwertig) haben, gelingt es Dir diesen harmonisch einzubauen. Die 14 % beim Rosvita sind nur noch Wucht und Last … Diese Dissonanz bebildere ich elegant mit der einzig nicht stimmigen Mitte zwischen den Münstertürmen 😉
Warum kommt nun der Wein des Münchners Baur von Umbrien zu uns auf die Schanz? Wie so oft hat eine Frau ihre Hände im Spiel. Und wie meistens tut das gut. Seine Lebensgefährtin Petra Regensburger. Der Familienname hat Klang in Ingolstadt. Der Vater ist Ehrenbürger, die Mutter Künstlerin. Über deren Atelier (Terminvereinbarung unter 0173-5801490) können die Weine in der Hohe-Schul-Straße 8 bezogen werden.
Die beiden reinsortig ausgebauten Cabernet Sauvignons, der Klassiker 2010:
und der kräftigere Papavero 2011:
sind beide sehr ordentlich. Ich favorisiere den Klassiker. Er ist (bereits) ausgewogener. Der 2011er braucht noch etwas Zeit. Anton – was unterscheidet die beiden vom Weingut her? Die Lage? Die Zeit im Barrique?
Wer Lust bekommen hat wirft jetzt noch einen Blick in diesen Film. Die Sprecherstimme dürfte in Ingolstadt zum kollektiven Bewusstsein gehören:
Jeden Dezember gibt es von Anton Baur noch etwas ganz Feines. Sein selbst produziertes umbrisches Bio-Olivenöl (Natives Olivenöl Extra) geht in den Verkauf. Wohl dem, der auf die Zuteilungsliste kommt!
Hallo Anton, hallo Petra,
Gibt es den Papavero noch? War immer einer unserer Lieblingsweine.
Lieber Anton, lass Dir nichts erzählen: Deine Weine sind Spitze, ob rot oder rosee. Deine Rosee sind eben helle Rote und keine klassischen Rosses.
Lieber Michael,
wir möchten noch eine Beobachtung anfügen: in der bedeutenden Wein-Nation Frankreich, die vorwiegend sehr gehaltvolle Roséweine produziert, ist es durchaus üblich und ganz und gar nicht verpönt, einen guten Tropfen mit einem Schälchen Eiswürfeln zu servieren 😉
Haben Dich schon auf unserer Öl-Liste eingetragen und freuen uns auf ein Wiedersehen bei einem eisgekühlten Rosato!
Ciao ed a presto
Petra und Anton
Lieben Dank Euch beiden nach Umbrien für die schnelle und umfangreiche Antwort! Ein Rosé, ein Sommerwein, soll (bei mir) leicht, filigran, frisch, … sein. Zu viel Alkohol in derselben Flasche (es spricht ja nichts dagegen mehrere aufzuziehen ;-)) macht ihn (zu) schwer. Es lebe aber Individualität, Charakter und Vielfalt. Diese werden von Euch ganz wunderbar bedient! Hiermit bestelle ich übrigens einen Kanister (3 Liter) Olivenöl. OK?
Lieber Michael,
wir sind ganz begeistert darüber, wie gut unsere Weine mit den Münster-Türmen harmonieren und freuen uns sehr über die schöne Besprechung in Deinem Blog.
Vor einigen Jahren haben wir begonnen Roséweine zu keltern. Dafür gibt es einen einfachen Grund – im Sommer steigt die Nachfrage nach frischen, fruchtigen Gewächsen. Bei der Sorgfalt in der Weinbereitung machen wir keinen Unterschied, ob es sich um einen ausgebauten Rotwein oder einen süffigen Sommerwein handelt. D.h. wir ernten nur selektionierte Trauben, die wir besonders ausreifen lassen. Daraus resultiert der etwas höhere Alkoholgehalt ohne den beim besten Willen kein vollmundiger Rosato gekeltert werden kann.
Der „Rosvita“ schmeckt unserem Önologen am besten und hat viele Fans. Aber es gibt genauso viele Kunden, die sich ausschließlich auf den „Dorato“ oder den „Rosato“ eingeschworen haben. Einen offensichtlichen Favoriten gibt es nicht – jeder hat seinen ganz persönlichen Lieblings-Rosé…
Zu den Rotweinen: beide Rossi stammen aus demselben Weinberg. Allerdings war 2011 in unserer Region ein absolutes Spitzenjahr. In solchen Jahren (z.B. auch 2006) keltern wir aus den Trauben im Steilhang einen ganz besonderen Wein, von dem wir dann auch immer eine Special-Edition in Magnum-Flaschen herausgeben.
Beide Rotweine wurden 3 Monate in zweit- und drittbelegten Barriques ausgebaut, um die Struktur des Cabernet Sauvignon zu unterstützen und die Tannine abzurunden.
Cari saluti
Petra und Anton
http://www.vinisantacroce.com