Der Leberkäs (Leber-/Fleichkäse) ist eine gebackene Brühwurst. Und weit überwiegend ein Bayer. Der Kurfürst Karl Theodor (aus der Pfalz) übersiedelte aus erbrechtlichen Gründen vor knapp 250 Jahren nach München. Mit im Gefolge, sein Metzger aus Mannheim – so muss ein Gefolge aussehen … Dieser entwickelte alsbald aus fein gehacktem Schweine- und Rindfleisch einen Brät, der in Brotformen gebacken wurde – und wird.

Ein guter Leberkäs – mit (wichtig!) gewissen zeitlichen Abständen – ist köstlich. Und wir lernen von ihm, dass die Wahrheit nicht immer in der Mitte liegt. Der Kundige schätzt nämlich seine knusprigen Endstücke (Scherzl). Auf die Hand – als Leberkäs-Semmel – ist er ein sehr verlässlicher Aufheller. Der Senf (süß oder scharf) liebt ihn – und wohl dem, der solche Freunde hat. Es gibt ihn in rot und weiß (also ohne Pökelsalz), in grob und fein, neben Schwein und Rind aus Kalb, Pute oder Pferd. Er mundet warm und kalt. Gerne mit einem Bier.

Schon einmal vom “Läberkäs-Dilemma” gehört? Eine Leberkäs-Semmel ist (immer) zu wenig, zwei sind (oft) zu viel. Davon gibt es allerdings einen schönen – vor allem geselligen – Ausweg. Im Wien-Tatort “Her mit der Marie!” empfiehlt der Inkasso Heinzi (Simon Schwarz) genüsslich mampfend der Bibi Fellner (Adele Neuhauser) – ebenfalls genüsslich mampfend: “Drei für zwei, so hat’s der Herrgott wollen.”

Slow Food Deutschland führt in seiner “Arche des Geschmacks” sogar zwei besondere Leberkäs-Varianten: Den Ostheimer Leberkäs (seit 2004) und den Stuttgarter Leberkäs (seit 2014).

Meine Sozialisation mit dieser Kost besorgte die Metzgerei Listl. Damit bin ich gründlich orientiert … und erlaube mir deshalb diesen Fingerzeig: Probiert den “Altbayerischen Leberkäs” von der Metzgerei Joseph Huber. Alle Bilder in dieser Notiz zeigen ihn. Er ist relativ neu – es gibt ihn erst seit Ende November 21. Sein mittelgrobes Brät besteht aus 60% Rind und 40% Schwein (Naturschwein). Aus der Form genommen wiegt er ganze 15 kg.

Jetzt gibt es nach dem Zuckerbrot noch die Peitsche. In seinen warmen Genuss – frisch aus dem Ofen – zu kommen, ist nach meinen derzeitigen Informationen nicht möglich. Die besondere Kreation lebt von ihrer Größe. Und die eignet sich nicht so einfach zum unmittelbaren Verkauf im Laden. Ich durfte ihn jedoch Mitte Dezember am Ort seiner Werdung – eben frisch aus dem Ofen – probieren. Er schmeckt … s p e k t a k u l ä r ! Und damit ist Vorsicht geboten. Nicht jeder hat sich da in der Hand. Man kennt die Möglichkeit, sich für den Besuch eines Spielcasinos zum Eigenschutz sperrren zu lasssen. Etwas Ähnliches wäre angebracht, wenn es diesen Leberkäs – augenblicklich gebacken und warm – im frei zugänglichen Verkauf gäbe … “Genießen war noch nie ein leichtes Spiel” (Konstantin Wecker in “Wenn der Sommer nicht mehr weit ist”).

Freilich bekommen wir ihn kalt. Gott sei Dank. Doch auch so ist er nicht ungefährlich. RRR!

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3 Kommentare

  1. Leiste mir ab und zu eine Leberkäs-Semmel (weiß), weil ich einfach nicht darauf verzichten will, obwohl ich inzwischen einen Bogen um Schweinefleisch mache. Was mich immer ärgert, ist die überflüssige Einwickelei in Alu-Folie. Ein höchst energieaufwenig hergestelltes Material wird dafür vewendet, den Leberkäs zwischen Theke und Verzehr vor Wärmeverlust zu schützen mit dem Ergebnis, dass die Semmel nicht mehr knusprig und der Leberkäs trotzdem nicht mehr heiß ist. Und ab in den Müll …. Kennt jemand eine bessere Lösung?

  2. Kaufe meine Wurstwaren ausschließlich bei Joseph Huber – habe den altbayerischen Leberkäs noch nicht gesehen – geschweige probiert.
    Danke für den Tip – werde mal nachfragen wann`s den gibt 🙂 Bin schon neugierig.

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