Es regnet und regnet … Zum besseren Verständnis empfehle ich gerne Teil 1 dieses erfreulichen Tages in München. Am Ende lebt der Mensch doch nicht von der Kunst alleine. Hunger machte sich bemerkbar. Und der Wunsch Platz zu nehmen. Erfreulicherweise hatten wir vorgesorgt. Von der Pinakothek der Moderne waren es fußläufig weniger als 15 Minuten zu unserer Reservierung. Ausgemacht für einen gastronomischen Ort, der im Sprachgebrauch immer auch als Kult, Institution oder Legende gewürdigt wird.
Ich bin – jedenfalls zum Essen – noch nie dort gewesen. Ein sehr großes Versäumnis, was ich gleich einräumen möchte. Bei der kleinen Schwester in der Maffeistraße 6 – auf einen Kaffee – durchaus. Aber nicht dort. Von 1982 bis 2003 sprechen wir von der Maximilianstraße 36. Mit dem Zusatz “American Bar”. 2003 dann der Umzug an den Hofgarten, Odeonsplatz 6-7. Jetzt mit keinem Zusatz mehr. Nur konsequent. Ist ER selbst doch noch viel bekannter, als sein Refugium: Charles Schumann und sein Schumann´s. Als ich um einen Tisch anfragte – was für ein gelungener Einstieg – hatte ich ihn (Schluss mit kursiv, ich glaube er mag das nicht – aber Ehre wem Ehre gebührt!) persönlich am Telefon.
Mit solchen sagenumwobenen Kandidaten (ich meine die Bar) hat man es oft nicht leicht. Da wären einmal die nicht selten (zu) hohen Erwartungshaltungen, die irgendwann recht verlässlich der Enttäuschung die Hand geben müssen. Und es schlummern, machen wir uns nichts vor, durchaus Schwellenängste und – wie bei mir, ich gebe es zu – Vorurteile. Das Schumann´s in Münchner Triple-A-Lage – ist das nicht ein Mekka der Distinktion? Biotop einer glitzernd-lauten Mischpoke, überheblich und inhaltsleer, die sich an Äußerlichkeiten berauscht und – mindestens ebenso unangenehm – von entsprechendem Personal beschleimt und abgeschirmt wird?!
Nach unserem Besuch war sich die Familie deckungsgleich einig: Was für ein Unsinn! Da habe ich mir die letzten Jahrzehnte sauber selbst ein Haxl gestellt. Arrrgh. Also – im Schumann´s isst und trinkt man sehr gut! Gönnt euch gerne eine anständige Vorfreude. Habt keine Sorge! Ich durfte den Service als außerordentlich aufmerksam, auf Augenhöhe und freundlich erleben. Und das Publikum? Kein Schickimicki, durchaus bunt – im Sinne von ausreichend Salz in der Suppe. Zu dieser darf und soll man beitragen. Verflixte Vorurteile! … “Die Unwissenheit kommt der Wahrheit näher als das Vorurteil” – Wladimir Iljitsch Lenin.
Der Raum hat eine enorme Deckenhöhe. Da drückt nichts – im Gegenteil … Passende Beleuchtung. Zeitlose geckenfreie Möblierung. Nirgends Schnickschnack. Beim Eintreten ist mir nicht entgangen, dass auch der Chef da ist. Gut so. Ich hatte nämlich mein “Schumann’s Bar” Exemplar in der Tasche. Höflich darum gebeten, arrangierte unser Ober eine Signatur – verbunden mit einer charmanten Plauderei. Da strahlt jemand aus! Nächsten Monat wird er … 82.
Zum hier entscheidend sinnlich Erfahrbaren. Es gibt ausreichend(!) wenige Gerichte. Zu wählen von der Tages- und der Klassiker-Karte. Wir hatten zum Start Negroni, Manhattan und Dry Martini. Dann teilten wir uns den Klassiker “TV-Teller” (Brote belegt mit Roastbeef, Schinken und Käse, dazu Kren und Essiggurken). Die Bauern-Sülze von der Tageskarte war bereits aus. Nicht aber das Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Endivien Salat. Und zwei Entrecôtes (Rib-Eye-Steaks) mit Bratkartoffeln fanden den Weg an unseren Tisch. Zu den Bratkartoffeln gibt es (sehr) viele Geschichten. Ich habe im Rahmen einer längeren Ausführung zu Erdäpfeln auf Eisen deshalb auch schon einmal im Schumann´s nachgefragt. Sehr schönes Craft Bier (Schumann´s Akarui) mit japanischem Hopfen (gebraut vom Augsburger Thorbräu). Zum Abschluss: Schokoladen-Nuss Kuchen mit ungesüßter Sahne. Allesamt ausgezeichnet in Präsentation und Geschmack – wiederum herausragend das Schnitzel und der Kuchen. Die angemessenen Preise verdienen ein weiteres Lob.
Der nächste Besuch ist geplant. Todsicher. Das Leben ist schön! Noch eine Buch-Empfehlung: “Charles Schumann – Hommage an einen Chef. Ein literarisches Gästebuch” (2011|Verlag: Schirmer/Mosel).
➜ Schumann´s Bar am Hofgarten|Odeonsplatz 6-7, 80539 München|Samstag(!) Ruhetag
