Samstagmorgen. Das Projekt Apfelkuchen geht auf die Zielgerade. Heute fahre ich mit dem Auto. Auf der Heimfahrt werde ich wertvolle, zerbrechliche Fracht an Bord haben … Max (wir sind zwischenzeitlich per Du) hat bereits wieder alles vorbereitet:

Acht reife Äpfel (Jonagold) müssen zunächst geschält werden. Danach werden sie in Spalten und dann in kleine Stücke geschnitten:

Es klingelt. Frau Ecker kommt. Wie verabredet, hat sie alles zum Kaffee kochen dabei. Passend zur Gesamtdramaturgie – Old School:

Max rollt den Teig für den Kuchenboden aus. Dabei im Einsatz: Ein abgeschnittenes Stück Besenstiel:

Im Hintergrund, vor dem Ofen, flötet das Backstubenradio. Es ist ein Autoradio und wird von eben einer solchen Batterie angetrieben. Ich erblicke auch eine Kassette …

Jetzt kommt der Teig, der den Apfelkuchen zum gedeckten macht, in Form. Er wird mit Eigelb bestrichen, mittels einer Gabel angestochen und verziert:

Wir lassen uns den Kaffee schmecken. Derweil backt im Ofen der Hauptdarsteller eine gute Stunde bei ca. 180 Grad:

Und da ist das Ding!

So (ungezuckert) habe ich ihn noch nie gesehen. Fast 29 Monate sind seit der Schließung vergangen – die Mohikaner leben hoch!

Puderzucker. So kenne ich dich!

Max ist augenscheinlich zufrieden. Der Rand ist noch etwas zu rösch. Die warmen Äpfel werden das regeln. In der Backstube hat sich ein wunderbarer Geruch breit gemacht. Beim Anschneiden des Kuchens intensiviert sich dieser noch einmal.

Unzählig oft habe ich bei meinen Großeltern im Küchenbuffet nachgesehen, ob dort die Kuchenglocke steht. Als Bub auf einem Stuhl stehend. Später in Augenhöhe. Ziel war immer dieser Anblick. Und weil mich meine Oma sehr lieb hatte …!

Wir quatschten noch ein wenig. War das der Letzte? Die Bäckerei gibt es jedenfalls nicht mehr und das wird auch so bleiben. Vielleicht fragt mein Moritz in 20 Jahren zu seiner Hochzeit noch einmal beim Max an … Frau Ecker fuhr in ihren Laden. Max zeigte mir noch seine fahrenden Öfen. Zwei Harleys und eine Honda.

Mit einem halben Kuchen ging es schließlich nach Hause. Der Geruch im Auto – sagenhaft. Am Nachmittag haben wir ihn dann verputzt:

Herrlich! Wie immer. Jetzt kann ich ihn loslassen … Alle zukünftigen eigenen Backversuche in der Richtung werden etwas gänzlich anderes sein. Lieber Max – Du hast die Zeit zurückgedreht – für mich – Danke!

7 Kommentare

  1. Author

    Danke. Herr Feigel ist, wie man so schön sagt, Privatier.

  2. wunderschön gemacht,
    was macht der Bäcker Feigel heute?

  3. Author

    Er schmeckte “wie immer” katha.
    Ich habe lange gezögert und es dann doch gewagt. Es gebührt nunmehr mir alleine, diese Technik endlich einmal “zu Papier” gebracht zu haben!

  4. happy end, obwohl du geschmack und textur gar nicht wirklich mit dem erinnerten kuchen vergleichst…
    danke fürs mitnehmen – und die apfelschneidtechnik dürfte apfeluniversell gültig sein 😉

  5. …eine Erinnerung, die Leib und Seele betrifft, kann man nicht mehr besser
    formulieren…. meine Hochachtung!

  6. Großartig dieser Dreiteiler; ich beneide Dich um die Erfahrung, bin dankbar für diesen Bericht, hoffe das wir uns bald mal persönlich treffen und vielleicht irgendwann gemeinsam diesen Apfelkuchen Essen.

    Schöne Feiertage

  7. Wunderschöner Bericht und sicherlich gut, dass du den Ausflug in die Vergangenheit gemacht hast!

    Schöne Weihnachtstage für dich und deine Familie.

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