Essen am Würstelstand. Das hat für mich etwas Gesegnetes. Ein einmaliges Setting. Nicht drinnen, aber auch nie ganz draußen. Immer mitten im Alltag. Zu jeder Tageszeit. Vollkommen hierarchiefrei. Leistbar. Gepflegtes Stehen. Wahl ohne Qual. Auf die Hand. Hunger – Befriedigung! In Kölner Tatorten ikonisch zelebriert. In Wien heilig. Mit untröstlichen Nichtbegegnungen – schaut.

In Ingolstadt habe ich die Würstelstände in der Altstadt im Rahmen meines Weißwursttests hier gestriffen. Auch die Würstelstube der Peyerls. Und weil diese seit 52 Jahren bestehende Institution ihre Kessel demnächst leider vom Feuer nimmt, gebührt ihr in meinem Genussblog ein verdienter Auftritt.

Zu den Fakten ➜ belebt von Marianne (heutige “Würstel-Oma”) und Peter Peyerl|gegründet 1971 von Peters Mutter Babette Stark (Original “Würstel-Oma”)|im Haus der Ludwigstraße 27/Zugang über die Georg-Oberhäußer-Straße (ehemalige Eselbräustraße)|die dortige Fußgängerzone gibt es (erst) seit Oktober 1976|geöffnet Montag bis Samstag, jeweils 8-15 Uhr.

Nach dem Einkaufen im Merkur (… Horten … Kaufhof … RIP) ging ich mit meiner Oma IMMER auf ein Paar Wiener vorbei. Vom Ratsch mit Frau Peyerl am vergangenen Samstag möchte ich Folgendes festhalten ➜ die Würste kamen früher vom Meixner, heute vom Walk|der scharfe Senf vom Landes|am beliebtesten sind Wiener, dann Weiße, dann Bauernwürste (= Trinität im bayerischen Wurstkessel)|95% der Weißen werden ohne Haut bestellt|Bluna ist meine Sache nicht.

Marianne Peyerl

Im hinteren Bereich der Würstelstube hängt … ich komme in meiner Notiz nicht daran vorbei … das Bild eines Schimpansen, der sich einen Knödel einverleibt. Elf von zehn Schanzerinnen und Schanzer kennen es. Was wird damit geschehen? Frau Peyerl signalisierte Unentschlossenheit. Ich schlug ihr vor, es doch zum Finale zu versteigern. Der Erlös geht an einen guten Zweck. Die Straßenambulanz von Bruder Martin zum Beispiel. Sie legte daraufhin ein sehr breites Lächeln auf. Und will Rücksprache mit Heinrich Stiefel halten. Offensichtlich ist es eine Dauerleihgabe von ihm. Mal sehen!

Letzte Info. Wann geht das Rolltor zum letzten Mal zu? ➜ Spätestens am 31.12.2023, vielleicht auch schon vor Weihnachten – das ist offen. Damit besteht jedenfalls noch ausreichend Zeit sich die ein oder andere Wurst zu gönnen und leise Servus zu sagen. Ich werde davon Gebrauch machen.

4 Kommentare

  1. Ist das Bild vom Affen nicht eine Leihgabe von Stiefel?

  2. …und im Mietvertrag von anno dazumal steht als Bedingung drin, von welchem Metzger und Bäcker ihre Waren verkauft werden MÜSSEN! 😃
    (Gibt’s aber inzwischen beide nicht mehr)

  3. Eine schöne Geschichte, zumal ich die Peyerl’s schon ewig kenne, bin mit dem Peter in die Grundschule (heute: Pestalzzischule) gegangen. Toll ist, dass die Würstelstube so lange durch alle Stürme der Zeit gegangen ist. Die Schließung des Merkurs (Galeria Kaufhof) wird wohl auch nicht förderlich gewesen sein, zumal man ja auch mal im fortgeschrittenem Alter an den Ruhestand nachdenken kann. Leider schließt wieder mal eine Institution in der Stadtmitte seine Pforten.

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