Felix Austria! Heute: Die Südsteiermark. Gerade beglückt mit einer Influenza und des Winters langsam müde, blicke ich zur Stützung und Erbauung zurück:

Mein Langstreckenradar hatte schnell ein Domizil für die Familie ausgemacht. Die kurze Rückversicherungnachfrage – ein Hoch auf für gewöhnlich gut unterrichtete Kreise – bei Katharina Seiser wurde so beantwortet: „du wirst’s nicht glauben, aber wir waren letzte woche von di bis sa im … weingut tauss!“ Sagenhaft. Selten habe ich schneller gebucht.

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August 2012. Volltreffer! Alice und Roland Tauss waren feine Gastgeber und setzen damit meine großartigen Erfahrungen mit BIO-Hotels nahtlos fort.

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Das biologisch-dynamisch bewirtschaftete Weingut ist Mitglied der zukunftweisenden Wertegemeinschaft Schmecke das Leben von fünf steirischen Bio-Winzerfamilien. Darunter ist auch Sepp Muster – zuletzt gesehen auf der Messe der K&U Weinhalle.

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Morgenstund hat Gold im Mund – dem Frühstücksangebot sei Dank: Vom selbstgemachten Brot, über eigentlich jede Teesorte von Sonnentor, bis zu Wurst vom Labonca-Biohof. Jeweils Montag, Mittwoch und Freitag wird für die Hausgäste ein schmackhaftes Abendessen gekocht. Und hier kocht die Chefin!

Echte Nachhaltigkeit beginnt jenseits des Spruchs „Wissen Sie wie viele Tonnen Handtücher täglich weltweit in allen Hotels und Pensionen gewaschen werden?“ Wir finden deshalb geölte Holzböden, geölte Vollholzmöbel sowie Textilien der Grünen Erde.

Und es sind die vielen kleinen Details, die das Gesamtbild strahlen lassen. Ein Beispiel. Gegen Mitternacht mache ich noch einen kurzen Gang zu einer Anhöhe, etwas oberhalb des Weinguts. Windgeschützt in kleinen Gläsern brennen dort Kerzen und machen aus der Stelle einen wahren Kraftplatz. Schön so etwas.

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Mit der hügeligen Landschaft und ihrer reichen, vielfältigen Fruchtbarkeit steht die Südsteiermark für mich auf Augenhöhe mit dem Piemont.

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Eine Art Wahrzeichen der Gegend ist der Klapotetz. Man gewinnt ihn schnell lieb. Das charakteristische Windrad dient in den Weinbergen als Vogelscheuche. Traditionell von Jakobi (25.07.) bis Allerheiligen (01.11.).

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Bei den Tauss gibt es wahrlich mehr als genug Rückzugsplätze zum entschleunigen. Und einen Pool. Am Morgen, nach der Wanderung und überhaupt – der Pool! Macht man sich hingegen auf den Weg, ist es wirklich egal wohin man sich begibt. Vielleicht ein guter Ratschlag bei der Qual der Wahl an herrlicher Natur, Kultur und Kulinarik ringsum.

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Gleich um die Ecke, schön zu Fuß zu erwandern, z. B. der oberGuess Buschenschank. Meine ersten Käferbohnen. So heißen hier die Feuerbohnen. Schöne steirische Extrawürste. Der Chardonnay z. B. heißt Morillon.

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Die Steiermark grenzt an Slowenien. Einmal sind wir nach Maribor. 2012 immerhin Kulturhauptstadt Europas! War recht ernüchternd. In jeder Hinsicht. Gut, es hatte Dauerregen. Trotzdem.

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Nach einem Almausflug (Grenzgebiet Weststeiermark/Slowenien) kehrten wir in das sehr, sehr(!) abgelegene Gasthaus Strutz ein. Das Reich von Maria Strutz. Öffnungszeiten nach Vereinbarung – es gibt keine Speisekarte… Strutz verarbeitet nur Produkte vom eigenen Hof. Spezialität: Forellen. Nach unserer Bestellung griff sie zum Kescher – „Das Fischlein zappelt dran; Und ich, mit regem Blute, Sah die Betrogne an.“ Auch beim Schmurgeln in der Pfanne.

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Hier die Adresse: Laaken 21, 8554 Soboth, Österreich, Tel. +43(0)3460248. Im Gastraum steht noch eine Wurlitzer. Er nimmt Schillinge oder 2 EUR Stücke.

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Es war köstlich! Wo findet man solche Adressen? Einmal im Buch „Slow Food – Gasthäuser in Österreich“. Gerade ist die Ausgabe 2013 erschienen. Und im „Slow Food Styria Guide“ des Slow Food Conviviums Styria. 2013 ebenfalls druckfrisch.

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Das grüne Gold der Steiermark: Kürbiskernöl. Wie lange schon, wollte ich mir das genauer ansehen. Die Erntemaschine – der „Igel“ – sammelt die Kerne vom Steirischen Ölkürbis und spuckt dessen nicht verwertbares Fruchtfleisch wieder aus. Seine Samenkerne haben im Gegensatz zu anderen Arten keine verholzte Samenschale, sondern sind nur durch ein dünnes Silberhäutchen geschützt.

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Genau das ermöglicht in der Mühle dann die Ölgewinnung. Wer macht es besonders gut? Blätter, blätter im Slow Food Styria Guide: Die Ölmühle Hartlieb in Heimschuh:

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Marillenkern-, Mohn-, Traubenkern-, Raps-, Sonnenblumen-, Mandel-, Erdmandel-, Argan-, Walnuss- oder Haselnussöl. Alles auch in der Pressung.

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Der Chef – Thomas Hartlieb:

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Ich kann es in unseren Breiten nicht oft genug empfehlen: Kürbiskernöl mit Vanilleeis. Probieren – das Leben ist schön!

Wir blieben in Heimschuh. Beim ersten Besuch gab es Backhendl. Dabei bestellten wir dann für diesen Mittag etwa ganz besonderes – Kapaun vom legendären Sulmtaler – in der klassischen Zubereitung mit Semmelfülle. Wir sind zu Gast im Wirtshaus der Familie Koschak:

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Das optimale Schlachtalter der Sulmtaler (Huhn, Hahn, Kapaun) liegt zwischen 24 und 32 Wochen bei extensiver Freilandhaltung. Donnerwetter! Zum Vergleich: Das Schlachtalter eines Huhns aus industrieller Quälhaltung liegt bei maximal 5 Wochen …

Es hat gemundet! Wenngleich ich einräumen will, dass es zum Vergleich mit den eigenen Geschmackserfahrungen gescheiter gewesen wäre, (zunächst) ein Huhn zu probieren.

Seniorchef Toni Koschak, der sich wie kein Zweiter um den Erhalt und die Zucht der Rasse engagiert, zeigte uns voller Stolz seine Tiere. Moritz in der Wahl seines Shirts sehr sicher:

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Es sind Protagonisten wie Koschak, die Eingang in das empfohlene Buch von Dominik Flammer “Das kulinarische Erbe der Alpen”, gefunden haben.

Angelika Gsellmann, die bei den Herrmanndorfer Landwerkstätten das wunderbare Landhuhn-Projekt betreut, kommt passend auch aus der Steiermark.

Gibt es ein würdiges Leben ohne Schokolade? Nicht für mich! Georg Bernardini hat dazu ein wunderbares Buch geschrieben: Der Schokoladentester. Nach seinem Testmarathon kommt er in seinem Gesamtfazit der weltbesten Schokoladenhersteller zu dieser Rangliste: Zotter vor Domori, Pierre Marcolini, Vestri, Soma und Valrhona. Josef Zotter hat seine Manufaktur … im oststeirischen Riegersburg!

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Zotter ist im positivsten Sinne ein Verrückter. Slow Food, Bio und Fair Trade! Dazu seine einmalige Innovationskraft (über 300 verschiedene Geschmacksrichtungen). Direkt hinter seinem „Schoko-Laden-Theater“ hat er mit der Aufforderung „Schaut dem Essen in die Augen“ auf 27 ha einen „Essbaren Tiergarten“ errichtet. Die Bewohner: Alte Nutztierrassen. Im Restaurant vor Ort gibt es eben genau diese. Vorbildlich! Nach absolut restloser Füllung unserer Schokoladenspeicher wanderten wir durch diesen Garten. Dort trafen wir – der Tüchtige hat es einfach – den Meister:

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Der Rahmen dieses Kurzberichts ist endgültig gesprengt. Wir waren noch hier und da und dort… Irgendwo habe ich eine Liste der Wirtshäuser, Buschenschänken und Weingüter auf deren Besuch ich mich das nächste Mal freue … Komme ich überhaupt soweit? Letzte Woche im Briefkasten – das A La Carte Sonderheft: „Salzburger Land“. Felix Austria!

8 Kommentare

  1. Ja, Grüne Erde Möbel sind eindeutig schon über die Österreichischen Grenzen hinaus bekannt. 🙂 Aber das haben sie sich auch verdient. Trotzdem muss ich mit meinen jungen Jahren erst mal genug Geld dafür verdienen. Zum Glück gibts auch andere Seiten die Nachhaltigkeit ein bisschen billiger anbieten wie zb massivmoebel24.de .


  2. Schöne Reise-Eindrücke. Danke fürs Mitnehmen. Ich kann den Duft der Grüne-Erde-Möbel im Bio-Hotel förmlich riechen – das muss wirklich ein schönes Ambiente sein.

  3. gerne.
    und sooo schöne bilder (nr. 7!)! und (auch für mich) neue adressen!
    die südsteiermark ist auch für uns immer wieder sehnsuchtsziel, obwohl wir’s ja wirklich nahe haben.
    du hättest eine mehrteilige serie draus machen können. aber aus leidvoller eigener erfahrung weiß ich, dass da oft die hälfte auf immer offen bleibt…

  4. Author

    Herzlich willkommen Thea – und Danke!

  5. Blanker Neid lässt mich hier oben im trüben Berlin mit den Zähnen knirschen. Lauter Favoriten. Aber der wunderbare Bericht und die schönen Fotos lassen einen richtig nebenher gehen und alles miterleben. Vielen Dank für diese Netztrouvaille. Aber ich lese schon länger hier… Man muss nur nicht alles kommentieren.

  6. Author

    Lieben Gruß nach München! Ende August.

  7. Ich beneide Dich um jede Sekunde dieses Urlaubs.
    Wann warst Du da? Sieht so nach September aus 🙂

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