Damals, beim Weißwursttest, fiel mir erstmals so richtig auf, wie viele Ingolstädter Metzgereien gar nicht mehr da sind … Wenigstens an einem Ort – hier – wollte ich an sie erinnern. Es entstand eine Liste aus dem Gedächtnis. Das Ende der Bäckerei Buchberger erinnerte mich daran, dass eine Aufzählung der verschwundenen Ingolstädter Bäckereien ebenfalls angebracht wäre. Auch für sie fand sich bisher kein Ort der Erinnerung. Ich machte mich ans Werk.
Hilfe bekam ich von Lesern und insbesondere von Manfred Kloos (4. Generation Bäckerei Heiglbeck/Reichertshofen). Dieser ließ mir die Mitgliederliste der Bäcker-Innung Ingolstadt-Schrobenhausen vom 28.05.1974 zukommen. Wir arbeiteten sie gemeinsam ab. Danke! Zwischenzeitlich brachte ich auch das Verzeichnis der Metzgereien weiter voran – behilflich war hier Metzger Joseph Huber – Danke!
Und dann ergab sich eine großartige Gelegenheit. Ein gemeinsames Treffen mit dem Ehrenobermeister der Bäckerinnung Josef Christl, Bäcker Max Kuttenreich sen. (2. Generation Bäckerei Kuttenreich/Ingolstadt), Bäcker Martin Wöhrl (3. Generation Bäckerei Wöhrl/Ingolstadt) und Bäcker Manfred Kloos. Mehr Wissen über Ingolstädter Bäckergeschichte kann man in einer Runde wohl nicht vereinen!
Am 3. Februar saßen wir zusammen – mit frischen Brezen in der Bäckerei Kuttenreich. Ebenfalls dabei der heutige Hausherr dort – Bäcker Max Kuttenreich jun. Was für eine wohltuende, feine Begegnung! Ich durfte aus dem Vollen schöpfen, und tat das auch. Herzlichen Dank!
Handfestes Ergebnis der Zusammenkunft: Die Komplettierung meiner Bäckereien-Chronik und tatsächlich – als Genusshandwerker kennt man sich untereinander – auch beachtliche Ergänzungen zu meiner Metzgereien-Chronik:
➜ Die Liste der Bäckereien: Ausgebrezelt
➜ Die Liste der Metzgereien: Ausgewurstelt
Daneben gab es eine Vielzahl von Geschichten und Anekdoten aus der Szene zu hören. Und den besorgten Blick nach vorne; zur Stunde existieren in Ingolstadt nur noch fünf Bäckereien – Kuttenreich, Erhard/Meisterei, Sengl, Mirz und Würzburger. Endlich konnte auch diese Frage geklärt werden: Die Bäckerei Uhlmann (“Kreuzbäck”) stellte ihren Backbetrieb im Laufe des Jahres 2008 ein; bis 2013 wurden dort noch Waren der Bäckerei Christl verkauft und von 2013 bis 2015 Erzeugnisse der Bäckerei Sengl.
Quellen der Erkenntnis waren noch eine weitere Mitgliederliste der Bäcker-Innung Ingolstadt vom 01.01.1964 und diese Sonderseite des Donaukurier vom 18.04.1950:
Der Bericht schließt mit: “Willst du Brot gar frisch und fein, geh’ zum Bäcker stets hinein!” 74 Jahre später – heute – gilt das im Angesicht des Aufbackmaschinenelends der Discounter mehr denn je …
Zu guter Letzt konnte ich noch einen Blick in die Chronik der Bäcker-Innung Ingolstadt vom September 1892 werfen.
Was gäbe es dazu noch zu berichten! Brotzeichen von 1590|Benutzung der verschiedenen Stadtbrunnen durch die Bäcker|Schweinehaltung der Bäcker “Um die Getreideabfälle verwerten zu können, war den hiesigen Bäckern von jeher das Recht eingeräumt, Schweine in ihren Ställen zu halten. Die Schweinehaltung nahm aber derart überhand, …”|Zusammengehörigkeit der Bäcker mit den Müllern der Stadt|Regeln beim Salzeinkauf|Handhabung von Bäckerstrafen|Verbot: Den Klosterbäckern nicht “ins Handwerk pfuschen”|Unterteilung in Süß- und Sauerbäcker: “Die Süß- und Schönbäcker hatten Semmeln, Wecken, Röggl, Zöpfe, Bretzen und Zweier-Brote aus Weizen- oder Roggenmehl zu bereiten; die Sauerbäcker aber durften bloß die Pfennig-, die Vierer- und Achterbrote aus Roggen herstellen.”
Wir sind stolz, daß unsere Bäckerei mit Erlebniscafe, welche 1938 von Max und Theresia gegründet wurde, jetzt in 3. Generation von Maximilian und Simone Kuttenreich mit viel Fachwissen und Freude geführt wird.
Ein besonderer Dank an unsere treuen Mitarbeiter und Kunden!